Zukunftsfähigkeit durch Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit als Innovationstreiber

Foto mit Post Its zum Thema Nachhaltigkeit Innovationstreiber

Nachhaltigkeit ist ein Innovationstreiber. Lassen wir das mal wirken. Es gibt nämlich durchaus gute Gründe, das Gegenteil zu behaupten. Immerhin stört Nachhaltigkeit die meisten Unternehmen eher. Lästige Berichtspflichten, CO2 Fußabdruck berechnen, neue Ansprüche an Materialien, Verantwortung für Lieferketten, Gebäudedämmung, neue Gesetze mit sehr, sehr langen Bezeichnungen. Das Erfüllen, die Einhaltung von Gesetzen, hebelt allein keine Innovationskraft. 

Klingt eher wie ein Showstopper. Ist es vielleicht auch. Ein Showstopper für “Business as Usual”. Was aber wäre, wenn Nachhaltigkeit nicht für Verbote, sondern für Innovation stehen würde? Als ein Lenkungsinstrument für Unternehmen, die sich für die Zukunft und damit ihre eigene Zukunftsfähigkeit interessieren. Treiber von Innovationen im Unternehmen sind insbesondere:

  1. ein funktionierender Wissenstransfer
  2. Partizipationsmöglichkeiten und Freiräume
  3. Identifikation und Motivation

Wie genau aktiviert Nachhaltigkeit diese Innovationstreiber?

Nachhaltigkeit ist weder Verzicht noch ein Aufruf zu „back to the roots“, sondern das, worauf sich die Gesellschaft als „gutes Leben“ einigen kann. Dabei geht nicht allein um den Erhalt der Lebensgrundlage, sondern ebenfalls um gesellschaftlichen FORT-schritt: Keine Armut; Diversität, Gleichberechtigung und Integration; Innovation. Ein gutes Bild über dieses „gemeinsame Bild vom guten Leben“ sind die Sustainable Development Goals (SDGs). Diese 17 Ziele und ihre zahlreichen Unterziele wurden von 193 Staaten im Jahr 2015 beschlossen. Das ist von ihrer Bedeutung her nicht zu unterschätzen. Die SDGs als Leitplanken für die Vision eines guten Lebens, unabhängig von Ethnie, Religion und politischem System. Der Mensch, und seine Bedürfnisse im Vordergrund.

Dass der Mensch und seine langfristigen Interessen im Mittelpunkt unserer Bemühungen um Nachhaltigkeit stehen sollten, wird manchmal zur Seite geschoben. Zum Beispiel dann, wenn wir annehmen, dass es bei Nachhaltigkeit um drei getrennt voneinander zu betrachtenden Säulen Umwelt, Soziales und Wirtschaft geht. Diese Sichtweise müssen wir überwinden, um Innovationen mit Nachhaltigkeit zu fördern.

Wer Wirtschaft als Selbstzweck sieht, verpasst das, worum es eigentlich geht. Dass die Wirtschaft die Menschen stärkt oder stärken sollte, nämlich. In Form von (guten) Arbeitsplätzen, von Gemeinschaft und Zusammenhalt, von sinnvollen Produkten, von Sicherheit. Dasselbe gilt für die Natur. Ihr Schutz ist in unserem Interesse. Wir brauchen die Dienstleistungen unserer Ökosysteme für unser Leben und unsere Lebensqualität. Dazu gehören die Luft zum Atmen, fruchtbare Böden, Photosynthese, Bestäubung, Arzneimittel, Süßwasser genauso wie ihr Erholungswert und ihre ästhetische Komponente. Solange wir die Wirtschaft als Selbstzweck behandeln und die Natur als Ressource im Dienste dieser Wirtschaft, befinden wir uns im Hochrisikobereich. Wir fahren auf kurze Sicht, nehmen was geht, extrahieren um die Wette. 

Apropos Wettbewerb. Würde die Leistung der Ökosysteme gegen die Leistung unseres Wirtschaftssystems antreten, würde die Natur haushoch gewinnen. Die globalen Ökosystemleistungen werden vom Umweltökonomen Robert Costanza und seinem Team auf das Doppelte des globalen BIP beziffert.

Das Bild von Wirtschaft, Sozialem und Umwelt als drei Säulen der Nachhaltigkeit ist überholt. Wir müssen uns verabschieden von der „Bottom-Line“. Es geht nicht nur darum, die „Dinge weniger schlecht zu machen“, sondern darum, einen Beitrag zu einer gemeinsamen Vision von gut zu leisten. Nur dann sind wir auf dem Innovationstrack. 

Wie können wir also Innovation ins Unternehmen bringen und produktiv verarbeiten? 

Auswirkungen von Unternehmen auf Menschen und Natur können positiv und negativ sein. Beides sollte Teil der Betrachtung werden. Oft geht neben der Reduktion des Fußabdrucks, also den negativen Auswirkungen, die Erhöhung des Handabdrucks, also der positiven Auswirkungen, unter. Für ein holistisches Management von Nachhaltigkeit sollten aber Strategien für beides entstehen. 

Beispiel Tourismus: CO2 Emissionen, mehr Abfallmengen pro Gast als Bewohner vor Ort, erhöhter Frischwassergebrauch, Flächenversieglung. All das gilt es zu reduzieren (=Fußabdruck). Zeitgleich entsteht aber ein Handabdruck, also positive Effekte: Jobs bieten, manchmal auch in strukturschwachen Gebieten und über den eigenen Betrieb hinaus; Menschen mit Ökosystemen und anderen Kulturen zusammenbringen; neue Erfahrungen gestalten, z.B. von Schlafen in Biobaumwolle oder Farm to Table Genusskonzepten. 

Um die eigene Positionierung zu Nachhaltigkeitsthemen besser zu verstehen, lohnt es sich, die Augen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit zu richten. Stärken und Schwächen geben Auskunft über die Möglichkeiten, Ressourcen und Fähigkeiten, die für die Minimierung des Fußabdrucks und die Maximierung des Handabdrucks zur Verfügung stehen. Die Chancen und Risiken zeigen auf, bei welchen Themen das Unternehmen ansetzten sollte (Risiken) und könnte (Chancen). 

Um die Ergebnisse anzureichern und kritisch zu hinterfragen, können Stakeholder eingebunden werden. Dazu gehören selbstverständlich Mitarbeitende, die von den Themen selbst betroffen, besonders motiviert oder mit Knowhow ausgestattet sind. Aber auch Vertreter:innen von NGOs, den lokalen Authoritäten, Kund:innen oder Lieferant:innen können wertvolle Beiträge leisten. 

Auf Basis der Schwächen, Stärken, Chancen und Risiken können Unternehmen nun langfristige Handlungsfelder identifizieren. Handlungsfelder machen das große Spielfeld Nachhaltigkeit bearbeitbar. Sie stecken die wesentlichen Themen ab, mit denen die Organisation sich auseinandersetzen sollte. Handlungsfelder sind Orte von Innovation. Die bewusste Begrenzung ermöglicht es Unternehmen, Fähigkeiten und Potenziale für positiven Impact zusammenzudenken. 

Neben dieser Eingrenzung der Nachhaltigkeitsthemen ist ein weiterer Faktor entscheidend dafür, wie innovativ das Nachhaltigkeitsmanagement sich entwickelt: Diversität. Unterschiedliche Blickwinkel, Expertisen und Einstellungen. Das Zusammenbringen der richtigen Menschen in sozio-kulturellen Partizipationsprozessen ist eine enorm wichtige Aufgabe und sollte nicht dem Zufall überlassen werden. Kriterien wie Betroffenheit, fachliche Expertise und Motivation können bei der Auswahl helfen. 

Zuletzt die große Frage: Wie entsteht aus alldem konkreter Impact und wie können wir dafür sorgen, dass Nachhaltigkeit immer wieder zu Innovation im Unternehmen führt? Mit Methodik. Ein Vorgehen, dass sich in unserer Arbeit immer wieder bewährt hat, ist das folgende Vorgehen: 

  1. Definition von Handlungsfeldern
  2. Bildung von Teams pro Handlungsfeld
  3. Erarbeitung von mittel- und langfristigen Zielen pro Handlungsfeld
  4. Erarbeitung von Meilensteinen für jedes Ziel für ein Jahr

Durch die Definition der Handlungsfelder verbindet sich das Unternehmen mit den großen gesellschaftlichen Themen. Es findet ein gezielter Wissenstransfer statt (Innovationstreiber 1). Handlungsfelder und Ziele sind dabei abteilungsübergreifend (Bsp. Dekarbonisierung bis 2040). Sie dienen als Inspiration und Wegweiser für alle Mitarbeitenden und alle Geschäftsbereiche. Sie sind Räume für Partizipation und Entwicklung (Innovationstreiber 2). Mitarbeitende und Abteilungen bestimmen dann, wie ihr konkreter Beitrag zu den Zielen aussehen kann. Damit verbinden und identifizieren sie sich mit den unternehmerischen Zielen entlang ihrer persönlichen Motivation (Innovationstreiber 3). Denn, am Ende sind es die Menschen in den Organisationen und Unternehmen, die etwas bewegen. 

Auch wenn jedes Unternehmen den eigenen Weg entwickeln kann und sollte, gibt es eine entscheidende Gemeinsamkeit – die Menschen, ihre (Zusammenarbeits-)kultur und ihre Fähigkeiten. Statt Silo-Abteilungsdenken braucht es übergreifende Kollaboration. Statt kurzfristiger Planungen braucht es langfristige Visionen. Statt eindimensionaler Erfolgsrechnung bracht es ein diverses Set an Erfolgskennzahlen. Statt Betriebsblindheit braucht es Stakeholder Engagement. Statt analoger Strukturen braucht es digitale Prozesse.

Pairing Humans And Technology. Menschen und Technologien sind die Schlüssel zu Nachhaltigkeit und damit Zukunftsfähigkeit. Auf dem Weg dahin entwickelt sich? Innovation! 

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